Das Pfarrzentrum St. Nikolaus wurde nach den notwendigen Gegebenheiten der Pfarrei erstellt
1. Das Jugendheim
Die Kolpingfamilie, 1926 gegründet und 1933 von den Nationalsozialisten verboten, wurde 1946 wieder ins Leben gerufen. Zur gleichen Zeit wurde der Bund Deutscher Katholischer Jugend auch in Wörth gegründet. Das „Heim“ dieser beiden Organisationen war im Pfarrhaus, das heutige Arbeitszimmer von Pfarrer Schultheis.
Schon sehr bald war dieser Raum zu klein. Als dann Pfarrer Josef Kerber 1950 die Pfarrei übernahm, war auch sehr schnell der Plan zum Bau eines Jugendheimes geboren. Im Pfarrgarten, der sich bis zur Waisenhausstraße erstreckte, sollte es entstehen.
Schwieriger war das Problem der Finanzierung. Mit seinen Antrittsbesuchen bei der Bevölkerung verstand es Pfarrer Kerber seine „Schäfchen“ von der Notwendigkeit eines Jugendheimes zu überzeugen. Das Spendenaufkommen, Gründung einer Interessengemeinschaft zur Förderung des Jugendheimbaues und diverse Aktionen wie Bausteinverkauf, (Streichhölzer), Erlös aus Schafskopfspielen (eine Leidenschaft von Pfarrer Kerber) u.a. mehr waren Beiträge zur Finanzierung.
Mit enormen Eigenleistungen wurde die Bausumme relativ niedrig gehalten (Die Bruchsteine für den Keller wurden im Steinbruch im Unterwald geholt. Kalk wurde selbst gelöscht. Der Sand in der „Sandgrube“ im Waisenhaus Garten geschürft).
Nach den Plänen von Architekt Emil Schmitt wurde 1952/53 mit dem Bau begonnen und am 11. Juli 1954, im Rahmen eines feierlichen Programms von Dr. Max Rößler, Diözesanpräses der Kolpingfamilie, eingeweiht.
Einige Zahlen:
Geplante Bausumme | 62.000 DM |
Spenden | 16.416 DM |
Interessengemeinschaft | 9.606 DM |
Stadt Wörth | 2.000DM |
Kreisjugendring | 1.800 DM |
Kreis | 300 DM |
Fürst Karl zu Löwenstein | 1764 DM |
= 31.886 DM | |
Eigenkapital | 26.909 DM |
= 58.795 DM | |
Baukosten nach Aufstellung vom 14.03.1955 | 58.795 DM |
Das Heim, das von der Jugend sehr gut angenommen wurde (für einige das 2. Zuhause), wurde von 1954 bis Mai 1970 von dem Ehepaar Juliane und Anton Schmitt vorbildlich gepflegt und bewacht. Von Juni 1970 bis Juni 1976 übernahm das Ehepaar Maria und Erich Ühlein die Verantwortung für das Jugendheim.
2. Der Pfarrer-Kerber-Saal
Aus der Erkenntnis, dass der Kontakt der Jugend am besten im Sport zu erreichen ist, gründete Pfarrer Kerber 1953 die DJK-Wörth. Tischtennis war die Sportart, die in dem nun fertiggestellten Jugendheimsaal – jetziger Kilian-Saal, dann in der 1966 fertiggestellten Schulturnhalle betrieben wurde. Nachdem die DJK nun um eine 1972 gegründete Kegelabteilung erweitert hatte und die Schulturnhalle für alle sporttreibenden Vereine in Wörth nicht mehr ausreichte, wurden die Pläne für eine eigene Sportstätte geboren.
Kolpingfamilie und DJK wollten unter der Trägerschaft der Kirchenverwaltung 1972 den Bau eines Saales mit Kegelbahnen in Angriff nehmen. Leider konnte die Kirchenverwaltung nicht zur Mitarbeit gewonnen werden. Angespornt und unterstützt von Pfarrer Kerber entschloss sich die DJK dieses Projekt zu realisieren. Schon 1973 entstanden Pläne von Architekt Springer, wonach 4 Kegelbahnen im Untergeschoß und darüber eine Halle mit Gasträumen gebaut werden sollten.
Der Kampf um die Finanzierung – 1,2 Millionen – getragen von der DJK, Diözese, BLSV und Stadt (weil ja auch „Stadthalle“) scheiterte 1977. Die Stadt sah sich nicht in der Lage, die Zwischenfinanzierung der genehmigten Mittel vom BLSV für zwei Jahre zu übernehmen.
Mit Beschluss vom 13.09.1977 übernahm die Kirchenverwaltung das Projekt „Pfarrsaal-Bau“. Die bestehenden Pläne wurden überarbeitet. An Stelle der Kegelbahnen wurde die Bibliothek eingeplant. Die Baudurchführung wurde in Zusammenarbeit mit Architekt Springer von einem Bauausschuss begleitet. Ihm gehörten an: Arnheiter Werner, Bauer Alban, Hörnig Adolf, Kempf Karl, Kraich Adolf, Schmitt Anton, Schreiner Karl, Straub August, Zoll Heinz, Dr. Werner Trost.
Finanzierung:
Eigenmittel und Eigenleistung | 335.359 DM |
Diözese | 300.000 DM |
Stadt Wörth | 330.662 DM |
Darlehen Liga | 200.000 DM |
Zuschuss Land für Bücherei | 49.000 DM |
= 1.215.021 DM |
Am 18.01.1980 war die feierliche Einweihung.
17 Jahre wurde der Josef-Kerber-Saal sowohl kulturell wie auch sportlich intensiv genutzt. Er war der Pfarrei, nicht wie oft vorhergesagt, eine finanzielle Belastung, sondern auf Grund der organisatorischen Verwaltung ein ansehnlicher „Geldgeber“. Renovierung und Verbesserungen wurden nun notwendig.
3. Der Nikolaus-Saal oder – Die Fertigstellung 1998
Die Erfahrungen aus der gesellschaftlichen Nutzung des Josef-Kerber-Saales in den vergangenen Jahren und die notwendige Renovierung forderten eine umfassende Planung. Auf die Initiative von Pfarrer Schultheis und unter der Leitung der Architekten Becker/Kaufmann wurde 1996 mit der Planung begonnen.
Am 08.02.1996 lud Pfarrer Schultheis zur 1. Bauausschuss-Sitzung ein. Die Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat delegierten und beriefen folgende Herren in diesen Ausschuss:
Bauer Alban, Berninger Heinz, Gernhart Alois, Hofbauer Richard, Schellenberger Heinrich, Schreiner Karl, Vornberger Paul und Zimmermann Franz.
Als Vorsitzender wurde Alban Bauer gewählt.
Die Finanzierung – Vorstellung
Eigenkapital | 200.000 DM |
Diözese | 300.000 DM |
Stadt Wörth | 150.000 DM |
Spenden | 100.000 DM |
Darlehen | 300.000 DM |
= 1.050.000 DM |
Die Zusagen von Diözese, Stadt und die Spenden liefen nach den notwendigen Anträgen und Gesprächen ein.
Der Baubeginn
Am 12. Juli 1997 wurde in einem Wortgottesdienst mit Pfarrer Wolfgang Schultheis der Bau begonnen. 18 freiwillige Helfer räumten die 22 qm Rollkies vom Kegelbahn-Dach ab.
Der Kampf mit dem Wasser
Bisher war nur bei sehr starken Regengüssen die Überschwemmung aus dem Kanal-Rückstau zu befürchten und zu bekämpfen. Der Einsatz der Feuerwehr mit ihren Pump- und Sauggeräten war notwendig um DJK-Gaststätte, Bücherei und Untergeschoß des Josef-Kerber-Saal zu „entwässern“.
Nun war nach jedem Regen der Einsatz am Dach der Kegelbahnen notwendig. An undichten Stellen im Kegelbahn-Dach, fand das Wasser sehr schnell den Weg in die Kegelbahn, um dort in Eimern und Wannen aufgefangen zu werden. Die Putzmaschine aus dem Josef-Kerber-Saal leistete als „Wassersauger“ große Dienste. Nur so konnten noch größere Wasserschäden in der DJK-Kegelbahn verhindert werden.
Um die Überschwemmungen in der DJK-Gaststätte , Bücherei und Untergeschoss im Kerbersaal entgegenzuwirken, wurde das Oberflächenwasser der nordöstlichen Dachhälfte von Jugendheim und Josef-Kerber-Saal sowie der Neubau in die neu angelegten Sickergruben im „Jugendheimhof“ und im „Waisenhausgarten“ eingeleitet.
Eigenleistungen
In der Sitzung am 05.06.1997 wurde aus dem Angebot der Fa. Wengerter Arbeiten in Eigenleistung übernommen, die vom Abräumen des Kieses vom Kegelbahndach über ausbauen und zumauern der Fenster im Kerber-Saal bis zum Verlegen des Verbundpflasters im Hof reichten. Die Angebotssumme für diese Arbeiten lag bei DM 32.115.
Dies war nur ein Teil der Eigenleistungen. Das Fußbodenniveau im Anbau war durch das Einbringen des Stahlträgerrostes gegenüber dem Josef-Kerber-Saal um 20 cm höher. Nach intensiver Diskussion entschied der Bauausschuss, dass auch der zu erneuernde Fußboden des Josef-Kerber-Saals um 20 cm angehoben wird.
Dadurch mussten alle Heizkörper im Saal höher gesetzt werden. Diese Arbeit übernahm Franz Zimmermann und Heinrich Schellenberger als Eigenleistung. Ebenso wurde die Heizkörperverkleidung von Josef Klein mit vielen Helfern in Eigenleistung erstellt. Die Gestaltung der kahlen rechten Seitenwand, die sowohl optisch effektvoll und schallschluckend sein sollte, wurde nach einem Entwurf von Josef Zeisberger von Ludwina und Bernhard Steiniger hervorragend ausgeführt.
Mit Paul Vornberger hatte der Bauausschuss ein Mitglied an der Baustelle, das die Arbeiten nicht nur aufmerksam begleitete, sondern auch zur Stelle war, wenn ein Mauerdurchbruch notwendig wurde oder eine Öffnung geschlossen werden musste. Allein oder auch mit seiner Truppe wurden diese Arbeiten unauffällig erledigt.
Insgesamt wurden von 76 Helferinnen und Helfern 2800 Stunden Einsatz erbracht, davon alleine von Paul Vornberger über 500. Der Wert der Eigenleistungen kann mit 100.000 DM angenommen werden.
Zusammenfassung
Die Baumaßnahme, die geprägt war von guter Zusammenarbeit zwischen Bauausschuss und Architekt Kaufmann, sowie williger Bereitschaft aller freiwilligen Helferinnen und Helfer, wurde im Juli 1998 unfallfrei beendet. Dass die Finanzierung den vorgegebenen Rahmen von 1,05 Millionen DM wesentlich überstieg, (ca. 300.000 DM) lag an den notwendig gewordenen erweiterten Renovierungsarbeiten, für die zur Entwässerung notwendigen Maßnahmen – Einbringen eines zusätzlichen Sickerschachtes und der, der Zeit angepassten Ausstattung von Küche und Ausschank.
Mit einem „Dankeschön-Abend“ am 31. Juli 1998 erstattete Pfarrer Wolfgang Schultheis an die Helferinnen und Helfer seinen Dank.
Alban Bauer
(aus der Festschrift zum Jubiläum 100 Jahre St. Nikolaus, 700 Jahre Pfarrei Wörth, 29. September 1998)