Stadt- und Kirchengeschichte

Besiedelung

Die ältesten Spuren menschlichen Lebens im Wörther Stadtgebiet stammen möglicherweise aus einer jungsteinzeitlichen Siedlung der Bandkeramiker auf dem „Schneesberg“ (ca. 3.000 – 2.000 v.Chr.). Den nächsten Zeitabschnitt verkörpert das ehemalige Römerkastell in der „Au“. Das befestigte Römerlager entstand zwischen 85 und 150 n.Chr. und war ein Teil des Limes. Zum Lager gehörten ein Bad, eine bürgerliche Ansiedlung und ein Friedhof. Um 250 n.Chr. wurde es von Germanen überrannt und zerstört.

Topographie

Den Naturraum um Wörth prägen zwei Elemente: das Wasser und der Wald. Die „Schifferstadt“ liegt am linken Ufer des Mains in einer ruhigen Teilstrecke des Flusses, ca. 6 km südlich von Obernburg im Landkreis Miltenberg.
Der Main trennt hier zwei Mittelgebirge voneinander: Spessart (rechts) und Odenwald (links). Die natürlichen Gegebenheiten beeinflussten die historische Entwicklung des Wirtschaftsraumes. Der Verkehr floss bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem großen Teil auf dem Wasserweg. So war die vorteilhafte Flusslage für Wörth zugleich die Voraussetzung und Garantie zum Auf- und Ausbau des Handels. Hier lieferte besonders der waldreiche Odenwald die Rohstoffe Holz, Buntsandstein und Holzkohle, die vorwiegend auf Schiffen weiterbefördert wurden.

„Werde“

Das heutige „Alt-Wörth“ wurde als Inselstadt „Werde“ im späten Mittelalter gegründet. Unter der Stadt- und Landesherrschaft des Erzbischofs von Mainz errichteten hier die adeligen Herren von Breuberg einen Marktort, Schiffsanlegeplatz und Mainstützpunkt für das Odenwälder Hinterland. Der Name deutet schon auf die Lage am Fluss hin: „Werde“ bedeutet soviel wie „Insel, Ufer; erhöhtes, wasserfreies Land zwischen Sümpfen“.

Herrschaftsverhältnisse

Am 01.11.1299 bestätigen Gerlach und Arrosius von Breuberg, dass sie Stadt und Burg von Erzbischof Gerhard II. von Eppstein als Lehen empfangen haben. Nach dem Aussterben der Herren von Breuberg im Mannesstamm 1323 kommt die Stadt durch Erbe als Mainzer Lehen an Graf Rudolf von Wertheim, Gottfried von Eppstein und Conrad von Trimberg. 1331 bzw. 1357 verkaufen Eppstein und Trimberg ihren Anteil an Graf Rudolf von Wertheim.

Am 08.10.1366 entscheidet Kaiser Karl IV. einen Streit zwischen Erzbischof Gerlach von Nassau und Graf Eberhard von Wertheim wegen Gütern in Wörth zugunsten des Mainzer Erzbischofs. Seit dem 16. Jahrhundert wird Wörth durch Kurmainz an verschiedene Adelshäuser verpfändet, so zuletzt von 1669 bis 1719 an die Freiherren von Hoheneck. 1803 erhalten die Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rochefort Wörth als Entschädigung für ihre linksrheinischen Verluste zugeteilt. Durch die Rheinbundakte vom 12.07.1806 kommt der Ort zunächst an das Großherzogtum Baden, aber nur wenige Monate später, am 06.10.1806 durch Tauschvertrag an das Großherzogtum Hessen. Am 07.07.1816 wird Wörth schließlich bayerisch.

Pfarrgeschichte

Als erster Pfarrer lässt sich am 16.03.1298 „Rudolfus Cisechin plebanus in Werde“ nachweisen. Erzbischof Gerlach inkorporiert am 07.03.1360 die Pfarrei Wörth dem Kollegiatstift St. Johannes in Amöneburg (bei Marburg an der Lahn). Am 21.06.1553 verkauft das Stift seine Rechte an Dekan und Kapitel des Kollegiatstiftes St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg.

Nach undatierten Synodalregistern war Wörth Sendpfarrei für Seckmauern, Trennfurt und Walderlenbach (= Haingrund). In den Rechnungen des Landkapitels Montat für die Jahre 1401 und 1403 wird neben der „pastoria“ auch ein „viacarius“ genannt, ferner wird 1510 für die Filiale Seckmauern ein „capellanus“ erwähnt.

Einführung der Reformation in den breubergischen Orten Seckmauern und Walderlenbach durch die Gräfin Barbara von Wertheim um 1537. In der Folgezeit werden diese beiden Orte der lutherischen Pfarrei Sandbach zugegliedert.
1625 ist Laudenbach als Filiale von Wörth bezeugt, seelsorgliche Betreuung durch den Pfarrer von Klingenberg von 1634 bis 1652. Im Jahre 1668 wird Wörth durch den Pfarrer von Erlenbach seelsorglich betreut.