Liebe Gemeindemitglieder,
liebe Leserinnen und Leser,
Kirchweih und Erntedank.
Seit vielen Jahren feiern wir dies am letzten Sonntag im September – beides zusammen und gemeinsam, obwohl der „offizielle Erntedank-Sonntag“ eine Woche später ist.
Doch beides passt gut zusammen. Nur vielleicht sehen wir es auf den ersten Blick nicht mehr, weil es für uns selbstverständlich ist:
DANKEN für die Ernte
DANKEN dafür, dass in Wörth unsere St. Nikolaus-Kirche steht
DANKEN für die Ernte
Das heißt, Danke zu sagen, dass wir beschenkt werden. Versorgt sind.
In unseren Breitengraden scheint das für die allermeisten so selbstverständlich zu sein, dass es keiner Erwähnung bedarf.
Eine sehr eingeschränkte Sicht – weltweit, aber auch mehr und mehr in unserer Gesellschaft – auch hier in Wörth, in der Armut ein wachsendes Thema ist. Ein menschenwürdiges Leben führen zu können, sich ausreichend mit den Gütern des alltäglichen Lebens versorgen zu können – das ist keine Selbstverständlichkeit. Das können wir uns auch nicht selbst machen, so gerne wir auch auf die eigene Tüchtigkeit schauen.
DANKEN für die Kirche
Auch wenn unsere Kirche oft in der Kritik steht und viel Unheil von ihr ausging und ausgeht, dürfen wir dankbar sein für unseren Glauben. Und Glaube braucht Orte, an denen wir diesen Glauben gemeinsam leben können.
Deshalb dürfen wir dankbar zurückschauen auf die Leistung, die unsere Vorfahren vor 125 Jahren erbracht haben, um unsere St.-Nikolaus-Kirche nach dem verheerenden Hochwasser in Wörth aufzubauen.
Wir dürfen dankbar dafür sein, dass unsere Eltern und Großeltern diesen gelebten Glauben an uns weitergegeben haben, damit auch heute unsere Pfarrgemeinde lebt und hoffentlich auch weiterhin bestehen kann.
DANKEN für Freiheit und Sicherheit
Den Glauben frei und sicher leben zu können, ist in unserer Welt keine Selbstverständlichkeit. Viele Christen weltweit sind verfolgt, das Verständnis und das Wissen um Religion und Glaube nimmt in Mitteleuropa mehr und mehr ab. Das persönliche Bekenntnis in einer pluralistischen Gesellschaft wird immer entscheidender für die Weitergabe des Glaubens, in der Familie und darüber hinaus.
Deshalb dürfen wir in diesen Tagen – und besonders am „Tag der deutschen Einheit“ danken für den Frieden, in dem wir leben dürfen, und für die Freiheit und Sicherheit, die wir erfahren.
Letzten Endes gilt das, was auf dem Schild steht: „Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, oh Gott, von dir.“
Wenn ich das einsehe, dann wird auch der zweite Schritt selbstverständlicher: Gott zu danken.
Und das gilt ja nicht nur für die Ernte, für die Versorgung mit Lebensmitteln. Das gilt für so vieles in unserem Leben. Wahrlich keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern Grund zum Danken.
Ihr Pfarrer
Wolfgang Schultheis