125 Jahre Grundsteinlegung von St. Nikolaus

Liebe Gemeindemitglieder,
liebe Leserinnen und Leser,

in diesem Monat Mai jährt es sich zum 125. Mal, dass der Grundstein für die St. Nikolaus-Kirche gelegt wurde.

Dr. Werner Trost schreibt im ersten Band der Chronik von Wörth dazu folgendes:

„Die Bürgerhäuser standen längst im neuen Stadtteil (…), die neue Schule war seit 1885 fertig; das Pfarrhaus war – nach längeren Differenzen zwischen Pfarrhaus und Rathaus – verlegt worden. Jetzt fehlte nur noch die Kirche. Aber: Wenn es schon bei der Errichtung des Pfarrhauses langjährige Auseinandersetzungen gegeben hat, war nicht von vorneherein eine ablehnende Haltung des Magistrats zu erwarten? Waren Stadt und Bürger nicht ohnehin schon überfordert? Konnte denn einer Gemeinde, die in wenigen Jahren Schulhausneubau, Armenhaus, Straßenbau und Kanalisation im neuen Stadtteil zu verkraften hatte, auch noch zugemutet werden, eine neue Kirche zu finanzieren?

Dieser Entschluss, diese Kirche zu bauen, wurde dennoch damals gefasst. Der Mann, der den Mut aufbrachte, obwohl er von Anfang an damit rechnen musste, von der Stadt keinen Pfennig erhalten zu können und obwohl er davon ausgehen konnte, dass auch seine Pfarrkinder, die selbst bis über die Ohren in Schulden steckten, ihm keinen nennenswerten Beitrag leisten könnten; – dieser Mann war Pfarrer Adam Haus.

Der tatkräftige Pfarrer hatte eine geniale Idee: Er veranstaltete (über ein Bankhaus in München) eine Lotterie und brachte damit beinahe die gesamten Baukosten (ohne Inneneinrichtung) zusammen! Am 18.11.1890 hatte das Ministerium die Genehmigung erteilt, eine Geldprämienlotterie mit 225.000 Losen zu je 2,– Mark zu veranstalten, die – abzüglich der Prämien und Unkosten – 99.940,25 Mark erbrachte, – der Kostenvoranschlag für die neue Kirche stand auf 102.653,– Mark.

Ohne Pfarrer Haus, der wegen seiner politischen Erfahrung als Landtagsabgeordneter für Wörth damals manchen Vorteil herausarbeiten konnte, wäre die neue Kirche nie gebaut worden. Allerdings war es ihm nicht vergönnt, die Kirche auch entstehen zu sehen, denn er ist am 07.03.1895 gestorben. Architektonische Planung und der Bau der Kirche erfolgten während der Amtszeit seines Nachfolgers, des Pfarrers Carl Hofmann.

Im Februar 1896 stellte die Stadt den Bauplatz unentgeltlich zur Verfügung (finanzielle Hilfe erfolgte von Seiten der Stadt nicht), im gleichen Jahr fertigte der Architekt, Professor Josef Schmitz aus Nürnberg, den Plan, der am 25.04. genehmigt wurde. Die Arbeiten konnten im März 1897 beginnen. Die Urkunde, die bei der Grundsteinlegung am 9. Mai in den Eckstein links vom Hauptportal eingelegt worden ist, nennt Einzelheiten zum Bau“

In eineinhalb (!) Jahren wurde die St.-Nikolaus-Kirche fertig gestellt, bevor die Weihe der Kirche am 29. September 1898 gefeiert werden konnte.

Und wie feiern wir im kommenden Jahr die 125. Kirchweih?
Hoffentlich nicht unter Corona-Bedingungen!

Wer Ideen hat und sich in die Vorbereitung der Feierlichkeiten einbringen möchte, darf sich gerne im Pfarrbüro, bei den Mitgliedern der Kirchenverwaltung oder auch bei mir persönlich melden.

Ihr Pfarrer
Wolfgang Schultheis

Text der Urkunde

 „Im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit
Anno Domini 1897, den 9. Mai,
in festo Patrocinii St. Joseph,
ist der Grundstein zu dieser Basilika gelegt worden.
Die Mittel zu diesem Bau hat der
leider so früh verstorbene Pfarrer,
Land- und Reichstagsabgeordnete Ad. Haus
durch eine Lotterie zusammengebracht.
Die Pläne hat der vielgerühmte Architekt
Jos. Schmitz in Nürnberg angefertigt;
mit deren Ausführung wurde
der Stiftstechniker Henfling in Aschaffenburg betraut.

Die Arbeiten waren verteilt an folgende Meister:
Maurer: A. Graßmann von Aschaffenburg
und Aloys Ühlein von Wörth;
Steinmetz: Rudolf Hüttig von Miltenberg;
Zimmermann: H. Ühlein von Klingenberg
und Leopold Wetzelsberger von Wörth;
Dachdecker: Peter Ott von Miltenberg
Spengler: Jul. Dölzer von Wörth;
Tüncher: Jak. und Anton Bendert
und Tius Wetzelsberger von Wörth;
Schlosser: Emil Kaufer und Bruno Ühlein von Wörth.

Dies geschah unter dem Pontificate Leo XIII,
als Wilhelm II. Deutscher Kaiser,
Prinz Luitpold Regent von Bayern,
Reichsrat Dr. Fr. Jos. von Stein Bischof von Würzburg,
Graf von Luxburg Praesident von Unterfranken
und Herold Bezirksamtmann in Obernburg war.
Patronus der Pfarrei war
Fürst Carl von Löwenstein zu Kleinheubach“