„Das darf doch nicht wahr sein – so einen Einsatz darf´s doch überhaupt nicht geben!“

Auch Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst können überfordert sein, sich überfordert fühlen angesichts von Großschadenslagen. Doch was passiert im Kopf, wenn, wie angenommen, ein vollbesetzter Schulbus morgens im Spessart verunglückt – wenn diese Schadensmeldung über Piepser oder Handy eintrifft? Wie gehen Einsatzkräfte damit um?

Diesen Fragen folgten 80 Einsatzkräfte aus Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, Leitstelle, Notfallseelsorge und Kriseninterventionsdiensten aus Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz, die sich im Wörther Pfarrzentrum St. Nikolaus eingefunden hatten. Eingeladen hatte wie in den vergangenen Jahren die Notfallseelsorge der Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg; die beiden Leiter der ökumenischen Notfallseelsorge Miltenberg Hans Burkhardt und Wolfgang Schultheis moderierten diesen Tag.

Aus verschiedenen Blickwinkeln näherten sich die Teilnehmer der Situation: Florian Jestädt von der Integrierten Leitstelle Aschaffenburg erläuterte, dass ohne Professionalität solch ein Einsatz nicht zu bewältigen, man auf die Augen der Menschen vor Ort angewiesen ist, um die notwendigen Maßnahmen einzuleiten. Auch wenn man zuerst informiert wird, man ist weit weg vom Einsatzgeschehen. Kreisbrandinspektor Otto Hofmann von der Feuerwehr Waldaschaff, die fast täglich mit Unfällen auf der Autobahn konfrontiert ist, berichtete von der langen Anfahrtszeit, auf der so manche Gedanken durch den Kopf gehen, der aber dennoch frei bleiben muss, um bereits vor Ankunft am Einsatzort die richtigen Entscheidungen zu treffen. Einen wesentlich sensibleren Umgang braucht es mit den ersteintreffenden kleinen freiwilligen Feuerwehren vor Ort, denn da muss man immer damit rechnen, dass Einsatzkräfte die Opfer kennen oder gar mit ihnen verwandt sind. Gerade bei Kindern als Opfern ist zudem immer von einer besonderen emotionalen Betroffenheit aller Beteiligten zu rechnen.

„Jetzt muss man funktionieren“. Und trotzdem ist es wichtig, auch während des Einsatzes einmal inne zu halten und darüber nachzudenken, wie es einem selbst geht. Denn nur wenn man selbst noch handlungsfähig ist und objektiv entscheiden kann, kann man den Einsatz noch leiten. Das ist das Fazit von Björn Bartels, Einsatzleiter des Bayerischen Roten Kreuzes in Obernburg. Dabei wies er auf die Problematik hin, dass die Verletzten nicht nur vor Ort versorgt werden müssen, sondern für sie auch das passende Krankenhaus zu finden ist. Frank Zimmermann von der Polizeiinspektion Obernburg beschrieb die schwierigen Aufgaben der Polizei bei einem solchen Einsatz, zumal man ja damit rechnen muss, dass auch nächste Angehörige der Opfer sehr bald an der Einsatzstelle eintreffen würden. Notfallseelsorger Uwe Burkart aus Elsenfeld berichtete seitens der Notfallseelsorge, wie man es schaffen kann, genügend Mitarbeiter schnell vor Ort zu haben, um die vielen Familien betreuen zu können.

Am Nachmittag referierte und diskutierte Ulrich Wagenhäuser, katholischer Beauftragter für die Notfallseelsorge, sowie für die Feuerwehren und den Rettungsdienst in Unterfranken, mit den Anwesenden die Frage, wie Nachsorge nach solch belastenden Einsätzen ganz konkret gestaltet werden kann.

Doch auch die Retter selbst kann es treffen. Im letzten Jahr war er noch in der Leitung der Fortbildungsveranstaltung mit dabei, doch im vergangenen Juli hatte der katholische Leiter der Notfallseelsorge Aschaffenburg Michael Siegfried einen Herz- und Atemstillstand. Seine Ehefrau Sonja Siegfried informierte die Versammlung über seinen Zustand und über den gegründeten Verein „Ins Leben finden“, welcher weitere Therapieangebote ermöglichen soll. Dr. Joachim Brinkmann von der Feuerwehrseelsorge überreichte hierfür einen Scheck über 500 Euro.