St. Wolfgang

St. Wolfgang und das Schifffahrtsmuseum
Wörther Motive von Gebhard Hepp

Mit der erstmals am 30.08.1328 als „capella Werde“ bezeugte Kirche im Altstadtbereich ist sicher die spätere Pfarrkirche St. Wolfgang gemeint, für die jedoch auch 1589 noch als Patronin „Unsere Liebe Frau“ genannt wird.
Die Änderung des Patroziniums erfolgte wohl zu Beginn des 17. Jahrhunderts, spätestens 1631.

Die älteste Bausubstanz der heutigen Kirche sind die drei unteren Turmgeschosse aus dem 14./15. Jahrhundert (das unterste Geschoß war ursprünglich Teil der städtischen Befestigung).
Erhöhung des Turms mit Aufsetzen des heutigen spitzen Helms 1631 (Jahreszahl im Spitzbogen des obersten Turmfensters).
Erhöhung des Langhauses 1685.
Konsekration von zwei Altären durch Weihbischof Matthias Starck am 20.08.1692. Abriss der Kirche bis auf den Turm und Neubau des Langhauses mit vier Fensterachsen ohne Chorausscheidung 1729/30.
Bauausführung durch Maurer- und Steinhauermeister Nikolaus Mangein, Wörth.
Grundsteinlegung am 17.07.1729.
Benediktion durch Pfarrer Johann Adam Wickart am 05.08.1730.
Kirchenkonsekration durch Weihbischof Christoph Nebel 1748.
Profanierung der Kirche am 28.09.1903.

Verkauf der Kirche durch die katholische Kirchenstiftung St. Nikolaus an die politische Gemeinde mit Vertrag vom 19.12.1985.
Sanierung nach Plänen des Architekturbüros Klaus und Verena Trojan, Darmstadt.
1986 bis 1991 Renovierung und Innenumbau in ein Schifffahrts- und Schiffsbaumuseum der Stadt Wörth am Main, das die Geschichte der Mainschifffahrt und des Schiffbaus in diesem Gebiet dokumentiert (Eröffnung am 27.07.1991).

Schifffahrtszentrum

Wörth entwickelte sich zu einem regional bedeutendem Handelsplatz.
Viele Schiffer waren zusätzlich Holzhändler und besaßen ein Frachtmonopol, was die hervorragende Bedeutung des Schifferstandes in Wörth förderte.
Auch für den Holzschiffbau war eine günstige Ausgangssituation geschaffen.
Aus diesen Zeiten ging die mittelalterliche Stadtbefestigung hervor, die noch zum großen Teil erhalten ist (Stadtmauer, Tannenturm, Oberes Tor).
Das ehemalige Rathaus, nun Bürgerhaus im Herzen der Altstadt, wurde im Jahr 1600 errichtet.

„Schlackschisser“

Warum heißen die Wörther „Schlackschisser“?

Am 29.02.1784 war in Wörth und Umgebung eines der höchsten Hochwasser.
Deswegen mussten die Alt-Wörther bis in die Dachgeschosse ziehen, damit sie vom Wasser nicht erreicht wurden.
So auch Familie Klein.
Herr Klein hatte einen kleinen Sohn mit Namen Theo.
Der Kleine fing nach einiger Zeit an zu quengeln, er müsste aufs Klo.
Mutter Maria war ratlos, was sollte nur geschehen?
Auf den Plumsklo über den Hof konnte man ja nicht, denn er war durch das Wasser verschwunden.
So nahm Maria fürs erste den alten Nachttopf ihrer Großmutter.
Doch was war mit den Erwachsenen?

Der älteste Sohn Dietmar hatte eine Idee und sprach halblaut: „Es gibt ja noch den Schlack!“ –
(Dies ist eine Dachöffnung, die mit einer Schiebetür verschlossen wird.) –
„Ja, du hast recht,“ antwortete Hubert.
„Aber da könnten wir doch unser Geschäft erledigen?“
Doch das kostete noch einige Mühe.
Maria sagte: „Als erstes müssen wir das Fenster frei räumen.“
Doch das Fenster war unerreichbar.
Eine Leiter fand sich auch, und so machten sie dann der Reihe nach ihr Geschäft zum Schlack hinaus.
Durch das Hochwasser bot sich sogar eine moderne Wasserspülung.

Ein Erlenbacher hatte mit einem Fernglas dieses Geschehen amüsiert beobachtet und seinem Nachbarn erzählt.
Dann ging diese Beobachtung durch Erlenbach wie ein Lauffeuer.
So bekamen die Wörther den Spitznamen: „Schlackschisser“.

 

Präsentationsrecht

Das Präsentationsrecht, also das Recht, eine freie Pfarrstelle zu besetzen, hatten bis 1323 die Herren von Breuberg inne, dann der Erzbischof von Mainz.
Ab 1360 das Kollegiatstift St. Johannes zu Amöneburg, von 1553 bis 1802 das Kapitel des Kollegiatstiftes St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg, seit 1803 die Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg.
Stiftung eines Altarbenefiziums zu Ehren „beatae Mariae virginis in capella Werde“ (=spätere Pfarrkirche St. Wolfgang) durch Graf Rudolf von Wertheim und dessen Ehefrau Elisabeth, sowie Gottfried von Eppstein und dessen Ehefrau Luckardis am 30.08.1328.
Das Präsentationsrecht auf die Pfründe wird den Stiftern und deren Erben zugesprochen.
Ab 1563 wird das Benefizium nicht mehr besetzt.